Wiesbadener- Kurier 08.10. 2017, von Julia Anderton
Jolanta Wolters kommt mit Dietrich-Hommage nach Wiesbaden
Als junge Frau hörte Jolanta Wolters in Polen ein Lied, das ihr sehr gefiel – doch den Text in deutscher Sprache verstand sie damals noch nicht. 1996 führte die Chansonnière das Schicksal nach Deutschland, wo sie die Sprache lernte.
„Mit den Jahren wuchs mein deutsches Repertoire und eines Tags stellte ich überrascht fest, dass die meisten meiner Lieder von Marlene Dietrich waren, auch das, was ich früher bereits in Polen gehört hatte“, erinnert sie sich. „Ich liebe es, diese Lieder zu singen, sie bewegen mich sehr. Deshalb wollte ich dieser wunderbaren Künstlerin für die Songs danken. Also suchte ich Informationen über ihr Leben und dabei verliebte ich mich in den Weltstar. Da war eine schöne Frau, weise, mit einem besonderen Sinn für Humor. Weltoffen, fleißig, pflichtbewusst, zielstrebig, mutig und unbeschreiblich weiblich.“
Das Ergebnis ist ihr Programm „…wo die Blumen sind“, mit dem Jolanta Wolters bundesweit auftritt – am 14. Oktober ist sie im Wiesbadener Akzent Theater zu erleben.
„Wenn ich diese wundervollen Lieder singe, habe ich den Eindruck, dass ich meine eigene Geschichte erzähle. Es ist einfacher über die Liebe zu reden, wenn man schon geliebt hat. Es ist leichter über Sehnsucht zu singen, wenn man sich nach etwas gesehnt hat“, betont die Duisburgerin. Marlene Dietrichs Lieder seien nur scheinbar einfach, tatsächlich aber sehr tiefgreifend. „Sie sind sehr emotional. Gefühlvolle Lieder, die für Frauen geschrieben wurden.
Als Kuriosum möchte ich erwähnen, dass alle Texte und Melodien aus der Feder von Männern stammen und Friedrich Holländer der Autor der meisten Lieder war.“
Ihre Hommage besteht nicht ausschließlich aus Gesang, sondern verbindet „Lili Marleen“ und „Die fesche Lola“
mit Anekdoten und Erinnerungen.
Zehn Jahre lang hat Jolanta Wolters über Marlene Dietrich recherchiert. Zunächst aus persönlichem Interesse, Faszination und Neugier. „Das Überraschendste für mich war, als ich las, dass Marlene in Amerika durch Kneipen tingelte, um Geld zu sammeln, mit dem Häftlinge aus deutschen Konzentrationslagern befreit werden konnten“, berichtet die Sängerin.
Bedauert sie den Verlust der klassischen Diven in der heutigen Zeit?
„Ich würde nicht sagen, dass es sie nicht mehr gibt. Jedes Land hat ihre eigenen Diven, die man bewundert und vergöttert. Aber es sind keine Weltstars, wie Marlene Dietrich es war. Sie war einzigartig.“